Gannerhof (2012)

Der 'Gannerhof': Kulinarische Höhenflüge und soziale Niederungen.

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Wir schenkten uns gegenseitig ein österliches H-ei-light:

Einen herrliches Abendessen im Innervillgratener 'Gannerhof'. Wie schon vor circa zwei Jahren wurden wir auch diesmal von Familie Mühlmann nach allen Regeln der Küchen-Kunst verwöhnt: Feinstes Almrinder-Carpacchio mit Ruccolasorbet, zarte Kalbsleber mit Apfel-Calvadosrisotto, Jakobsmuscheln mit Mohn/Nuss-Haube und Erbsenpüree, Flugentenbrust mit Schupfnudeln und wunderbares Dessert: Topfensoufflé mit Rhabarberkompott sowie Griessflammerie mit Kumquatgelee... In Summe ein Feuerwerk an Geschmackserlebnissen auf sehr hohem Niveau.

Ein beinahe phantastischer Abend, ja beinahe. Denn wir erlebten nach einiger Zeit wieder so einen sozialen Gau, so ein menschliches Unding:

Obwohl das Lokal gerade mal halb voll war, saßen wir mit einem Trio in einer Stube mit drei Tischen. Mithörfaktor dementsprechend groß. Diese Wiener waren vom Wesen her eine Öko/Snob/Intellektuellen- Mischung mit stark bürgerlichem Einschlag. Sich akustisch nicht subtil gebend, wurde ständig bemäkelt - der Salat sollte bitteschön 'ohne so a Zeugs sein', gemeint waren Paradeiser und Gurken. Der Weinkeller wurde auch naserümpfend observiert, mit dem Ergebnis, dass es nur 'so a Markowits-Zeugs gibt'. (na allemal: in einigen Lokalen wären wir dafür dankbar gewesen)
Ach ja: Man trank den ganzen Abend lang 'lauwarmes Granderwasser' - und tat sichtlich berührt, als schon wieder ein Kännchen leer ist *kopfschüttel*

Dann dieses blasiert-gelangweilte, lautstarke Gequäke über soziale Beziehungen und der gegenseitige Ratschlag, 'doch den Kontakt zu X oder die Freundschaft zu Y zu beenden'.

Zu keinem 'Danke' ließ man sich herab, als die reizende und sehr bemühte Kellnerin abservierte, keine Antwort als sie nach der Qualität fragte.

Es ist schlimm, wenn man soooooowas sieht: Diese Menschen haben offenbar überhaupt kein Gspür mehr fürs Genießen, sind schon so wohlstandsgesättigt, daß sie so wunderbare Momente nicht mehr wahrnehmen. Traurig, traurig.

Und weil man selbst dazu fähig ist, stört es dann wirklich.

Gottseidank ists bei mir/uns nicht so und es soll bitteschön nie so werden.

Das wäre echt schlimm.