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Venedig Tag 1

Venedig, ganz klassisch

Nach dem ersten Espresso im Appartamento wagen wir uns heute auf die ausgetretenen Touristenpfade. Unser Domizil liegt nur einen kurzen Fußmarsch entfernt von Zemtrum Venedigs, dem Markusplatz. Auf dem Weg dorthin schreiten wir zunächst noch durch ruhige, schmale Gassen. Überall schlängeln sich die Kanäle zwischen den Häusern entlang, schaukeln leere Gondeln auf dem Wasser. Noch liegt eine beschauliche Ruhe über der Stadt. Aber das wird sich bald ändern.

 

Nach 10 Minuten Fußmarsch landen wir am Pier San Zaccharia. Von dort ist es nur noch ein Steinwurf bis zum Markusplatz. Wir überqueren noch einige Kanäle, vorbei an der Seufzerbrücke und landen Schließlich vor dem Dogenpalast. Es ist kurz nach 9 Uhr und die Besucherschlange vor der Basilika ist schon jetzt endlos lange. So etwas schreckt uns immer ab und wir beschließen die güldenen Mosaike lieber im Reiseführer zu bestaunen als uns hier in der prallen Sonne lange anzustellen. Wir genießen noch ein paar Minuten die Atmosphäre auf dem Markusplatz, die weitäufigen Arkaden, den faszinierenden Architekturmix des Dogenpalasts. Danach tauchen wir durch den Uhrturm ein in das Gassengewirr von San Marco und gönnen uns erstmal ein kleines Frühstück. Mit leerem Magen ist nicht gut sightseeing! ;-)

 

Nach dem Salami-Happipappi und einem Pistaccio-Flufftraum folgen wir einem kleinen Routen-Vorschlag unseres Reiseführers. Dabei ist der Ausgangspunkt das Teatro la Fenice. Dieses ehrwürdige Theater ist um diese Uhrzeit noch spärlich besucht und das wiederum zieht unser Interesse auf sich. Flugs sind wir im Besitz von zwei Tickets samt Audioführer und schon betreten wir dieses von reichlich Dramen geprägte, geschichtsträchtige Haus. Das Foyer ist zunächst noch recht nüchtern. Weißer und rosa Marmor, Luster, Flügeltüren … noch ahnt man wenig von der Pracht, die uns gleich im Konzertsaal erwarten wird. Die aufwändigen Goldverzierungen und die Farben, die Deckengestaltung und die Gesamtstimmung in diesem Saal sind schon unglaublich beeindruckend. Kaum zu glauben, dass all das hier mehrfach den Flammen zum Opfer viel und mit viel Aufwand immer wieder restauriert wurde. Wir tauchen ein in diese Kunstwelt und landen am Ende bei einer Ausstellung über die Göttliche, die Callas, die hier viele umjubelte Auftritte feierte.

Sogar Klimaanlage (unter jedem Sitz!) hammse hier - quel Komfort!

Vaporetto numero uno

Die schönste Aussicht auf den Canale Grande und die umliegenden Palazzi hat man vom Vaporetto Nr. 1 aus. Der fährt (fast) jede Station entlang des Kanals an und tuckert gemächlich vor sich hin, sodass genügend Zeit bleibt, um sich all die Pracht hier anschauen zu können. Vorausgesetzt, man hat auf dem völlig überfüllten Wasserbus einen guten Platz ergattert. Die Sitzplätze draußen am hinteren Ende sind natürlich alle belegt. Aber auch die Stehplätze an der Reeling bieten Fotomotive Sonderzahl. Und so tuckern wir an der Ca d'Oro und am Palazzo Grassi vorbei, unter der Rialtobrücke hindurch, bis zum Bahnhof, wo wir uns eine Stärkung in Form von den typ. venezianischen Cicchetti gönnen wollen. Die Terrasse am Canale Grande eines Hotel bietet zwar einen wunderbaren Blick aufs Wasser, aber was hier als Cicchetti verkauft wird, ist in Wahrheit eine Vorspeisenvariation von Sardellen. Schmecken tuts uns trotzdem. Wir kommen ins Gespräch mit einem freundlichen Pensionisten-Ehepaar aus Wien, die uns darüber aufklären, dass die Anreise mit den Schlafwagen-Nachtzug doch nicht so bequemlich gewesen war und vermacht uns hernach ihre Biglietti für div. Kirchen. Wir spendieren dafür ein Bier und machen uns wieder auf den Weg. Es gehs teils zu Fuß, teils am Vaporetto wieder zurück.

 

Unser nächstes Ziel: Die Peggy Guggenheim Collection. Der Palazzo liegt direkt am Canale Grande und man hörte ja schon viel davon, dass es unbedingt sehenswert sei und dort tote Hunde begraben liegen. Aprospos: Zuvor schauen wir uns noch die Gebeine der Santa Lucia an. Die liegt wie Schneewittchen im Glassarg in der gleichnamigen Kirche. Und der Eintritt ist ja jetzt für uns frei. Für alle anderen übrigens aus. Na, wurscht! Bei der Peggy entdecken wir viele interessante Gemälde zeitgenössischer Kunst. Surrealismus wird hier gesammelt. Spannend das ist. Die toten Hunden entdecken wir nicht, dafür einen errigierten Reiter. Vielleicht hat Peggy ihre Hundsis doch nicht in Urnen hier vergraben sondern irgendwo in New York einen Diamanten daraus machen lassen. Wer weiß … das alles bleibt Spekulazione, wie die Italiener sagen.


 

tod am pier

Ein kleines Universum-Zwischenerlebnis ereignete sich dann noch am Pier San Zaccharia. Ein Möwe hat aus dem Meer einen Calamari herausgefangen und diesen vor unser aller entsetzten Augen gemeuchelt.

 

Das arme Meerestier fuchtelte noch wild mit seinen Tentakeln, währen die Möwe auf es einpickte und ihm mit dem Schnabel den Körper aufschlitzte. Natur kann schon auch sehr grausam sein. Pfui deibel! Ich konnte dem Schauspiel nicht länger beiwohnen, zumal ja ein Fisch-Abendessen im angesagtesten Restauranzia auf uns wartet … also nix wie weg hier!


abendessen im celeste

Eines der besten Restaurants in Venedig. Bekannt für frischen Fisch und traumhaften Ausblick auf der Meeresterrasse. Der Einserhase hatte ja schon im Winter versucht, hier einen Tisch zu reservieren. Damals war das noch gar nicht möglich, da die Resergierungsbücher noch nicht vorlagen. Öffnung erst im März. Also probierte es der Hase später nochmal. Und Tadaaah … wir bekamen einen Tisch vicino al mare! Der Hase hat das super gechecked. Die Anreise war schon eine Abenteuerfahrt an sich – Dank Herrn Google, der uns vom Appartamento zielsicher an den richtigen Pier lotste, die Abfahrtszeiten punktgenau vorausgesagt hatte und uns zunächst auf den Lido brachte. Dort stiegen wir in den Bus Nr. 11 ein und fuhren nordwärts. Die Strecke führte lt. Google Maps übers Wasser. Ob da wohl eine Brücke ist, fragten wir uns? Nein, dort wartete eine Fähre, auf die der Bus auffuhre, um 5 Minuten später an der nächsten Insel wieder abzufahren. Von da weg waren es nur noch ein paar Fahrminuten bis zu unserem Ziel.

 

Man muss gleich vorweg sagen:

Das Beste anm Celeste war für uns die Lage, die Terrasse und der Blick aufs Meer. Das Essen war schon fein, wenngleich auch nicht herausragend. Der Nachteil bei solchen Lokalitäten, die eine gewissen Berühmtheit besitzen, ist, dass sie auch viel Jet-Set-Glamour anziehen. Aufgetackelte, aufgespritzte und generalsanierte Ladyschaften trudeln nach und nach mit den Wassertaxis hier ein. Und diese Klientel zieht die ganze Aufmerksamkeit der Kellnerschaft auf sich. Sei's drum. Wir genießen eine große Vorspeisenplatte und Sardellen Saour. Sehr natürlich, ohne viel Chichi. Die Spaghetti Vongole waren herrlich. Vom gegrillten Branzino blieb nach dem Filletieren nicht mehr viel übrig. Auch gab es weder Gemüse noch sonstige Zuspeisen dazu. Ein klein wenig waren wir darüber schon enttäuscht. Aber die köstliche Nachspeise machte das wieder Wett, bevor es mit dem Bus wieder zurück ging. Es war ein sehr, sehr stimmungsvoller, schöner Abend. Vielleicht haben wir nur das falsche bestellt. Das 5-Gang-Menü hatte sehr köstlich geklungen, aber das wäre sich bis zum letzten Bus nicht ausgegangen. Wir haben es trotzdem sehr genossen.

 

Ein perfekter erster Tag! ✨

 

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