'Capa Tosta'

Sonntag, 28. März 2010

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Capa Tosta - eine Show.

Es gibt so Lokale, die geistern in allen möglichen Magazinen und Blogs herum und man wird aufmerksam. Und weil man Neuem gegenüber immer aufgeschlossen ist, geht man dann auch hin. So geschehen letzten Freitag. Ziel: Das "Capa Tosta" - ein Italiener im tiefsten 15ten Bezirk, genauer gesagt auf der Sechshauser Straße.
Der berühmt berüchtigte und gleichermaßen geliebte und gehaßte Herbert Hacker schrieb in seiner Kritik:

...Capa Tosta, was übersetzt "Sturschädel" heißt. Und diesen braucht der Besitzer Matteo Luisi auch, wenn man ein Lokal erstens in ein Hotelparterre und zweitens mitten ins kulinarische Niemandsland setzt. Er verwendet jedoch schon am Vortag vorbereiteten Teig mit wenig Germ, daher ist dieser besonders bekömmlich. Die Paradeiser sind auch nicht irgenndwelche, sondern eine spezielle Züchtung, die am Fuße des Vesuvs gedeihen und ein unvergleichliches Aroma haben.
Und außerdem verbindet er kulinarisches mit Show - immr wieder treten Soul-Künstler auf der lokaleigenen Bühne auf...


Soweit, so gut.
Wir haben online reserviert - das geht sogar mit Tischauswahl. Feine Sache. Ich nahm einen Tisch nicht gleich bei der Bühne (man ist ja nimmer so jung...) und weil wir erwogen haben, die Amy-Maus mitznehmen, rief ich aber sicherheitshalber deswegen noch an. Eine ziemlich erstaunte Dame am anderen Ende meinte auf meine Anfrage hin zu ihrem Kollegen:

...Du, sag, kann man zu uns *Tiere* mitnehmen?

Fand ich ja unterhaltsam. Aber vielleicht nehmen andere Leute ja ihren Sittich oder das Meerschweinchen mit, keine Ahnung. Auf jeden Fall gab´s dann ein "Nein" - ok, lassen wir die Maus zu Haus.

Der erste Eindruck des Lokals war recht fein - nette soulige Hintergrundmusik, reduzierte Einrichtung, viel Weiß und auf jeden Fall "das gewisse Etwas", was nicht in jedem Lokal zu finden ist.

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Als ich bekanntgab, daß ich reserviert hatte, führte uns der Kellner zu einem Tisch. Gleich bei der Bühne. ;-)
Ich erwähnte unsere Reservierung und er fuchtelte mit einem Reservierungslisten-Ausdruck herum und als ich ihm dann die Tischnummer sagte, meinte er "Ah, ja!" und wir hatten endlich unseren Tisch. Am Weg dahin meinte der gute Mann noch "Wir haben *aber* eine Garderobe" - ein leichter Wink, die Jacke nicht über die Sessellehne zu werfen.
Machen wir, kein Problem.

Dann passierte einmal zehn Minuten nix. Es huschten zwar unzählige Male sehr lässige und im Groove schwingende Kellner vorbei, doch stehen blieb keiner.

Dann - endlich - wurden wir erhört. Wir bestellten und dann meinte der Kellner "mit´m Essen warten wir eh´ noch, gell."
Nix Fragezeichen am Ende.
Interpunktion.
Wobei es nicht an der Auswahl liegen kann, daß wir uns noch nicht entschieden hätten. Nein, es gab ja nur circa 15 Speisen - Vor- Haupt - und Nachspeisen zusammengezählt. Das hätten wir in zehn Minuten geschafft, denke ich. Aber gut.

Dann wurden wir nach einiger Wartezeit wieder einmal besucht und wir bestellten die "Pizza a la capa tosta" und das Rinderfilet 180 Gramm vom Rost mit "Beilagen des Tages".

Nach ein paar Minuten bekamen wir "Bruschette" auf den Tisch gestellt. "Bruschette": Bitte die Anführungszeichen nicht übersehen.
Wir hatten den Eindruck, jemand hätte am Weg schon ´mal beim Teller zugegriffen.

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Inzwischen füllte sich das Lokal und es wurde viel links und rechts gebusselt, mitunter mit dem Servierpersonal. Weiter nicht schlimm, kennen sich halt, die Menschen. Doch: warum bekamen die schon ihre Hauptspeisen, während wir noch warteten? Und das auch nicht zu knapp... nach einer geschlagenen dreiviertel Stunde kam mein Filet. Es war gut gebraten, doch 180 Gramm waren das nie und nimmer. Ach ja, a pro pos "gebraten" - gefragt wurde ich natürlich nicht, ob "englisch", "medium" oder "well done".

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Raini war schon "weissbrotgefüllt" und eigentlich bzw. trotzdem a bisserl unrund, weil er doch Gusto auf Pizza und nicht auf blankes Weissbrot hatte. Und dann: Das verheißene, leicht verdauliche Spezialteig-Ding kam, nach weiteren zehn Minuten.

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Sie war nicht schlecht, um es zusammenzufassen. Doch der Ruccola war lieblos draufgepfeffert, irgendwie dachte man sich: *das* ist jetzt das Wunderwuzzi-Ding?
Serviert wurde der bekömmliche Germteigling mit den Worten "sorry für den little delay"... witzig war er schon, der Kellner.

Der Rotwein war wunderbar, mit € 24.- für einen guten Chianti auch preislich in Ordnung.

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Eine halbe Stunde nach Pizzaanlieferung waren wir wieder am Weg zur U-Bahn. Was wir mitnahmen? Die Erkenntnis, daß der Herr Hacker ned immer recht hat und dass dieses Lokal eine Show ist.

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Will man gute Pizza essen, ist man mit Lokalen wie dem "Il Ragazzi", dem "Terroni", dem "Fratelli" oder dem "Sestante" besser bedient.