Johanna Maier und Söhne

Diesen Spruch schrieb mir Johanna Maier nach unserer 'Kulinarischen Reise' ins Kochbuch... und er kommt nicht von ungefähr: Während unseres fünfstündigen Aufenthalts im 'Hubertus' konnte man spüren, dass es sich hierbei um ihr Credo handelt.

Doch alles der Reihe nach... :-)

Am 31. Mai 2014 war es endlich soweit: Wir besuchten zum ersten Mal Filzmoos und eines der wohl bekanntesten Restaurants in Österreich: Das "Hubertus" von Johanna Maier und ihren Söhnen.

 

Es war der Abschluß unseres 'Gourmet-Wochenendes', das am Vortag mit einem Besuch bei den Brüdern Obauer begonnen hatte.

 

Wir waren sehr, sehr gespannt... die 'Kochschule von Johanna Maier' steht bei uns schon seit ein paar Jahren im Kochbuch-Schrank und man weiß ja von den vielen Auszeichnungen, die diese Ausnahme-Köchin in Österreich schon erhalten hat. Es herrschte große Vorfreude!!

Auch hier - wie bei den 'Obauers' in Werfen war man äußerst freundlich bei unserer Reservierung...'die Hunde sind überhaupt kein Problem...! Sie bekommen einen Tisch mit genügend Platz drumherum!'... war die Antwort auf unser Ansuchen, ob wir denn Tina und Ike mitnehmen dürften. Wow! Sowas ist in den Top-Restaurant ja überhaupt nicht die Regel - umso mehr fanden wir das wirklich toll. :-)

(Lustigerweise haben wir sie auch an diesem Abend dann doch im Auto gelassen - sie waren einfach nur totmüde vom vielen Herumtoben untertags und froh, ihre Ruhe zu haben. Aber es war genial zu wissen, dass wir sie mitnehmen hätten *können*.)

Das Lokal ist sehr gediegen eingerichtet... klassische Möbel aus edlem Holz, Lampenschirme an den Wänden, eine wunderschöne, alte Holz-Anrichte, dezenter und auf jedem Tisch verschiedener Blumenschmuck.

 

Die Speisekarte ließ uns die Wahl zwischen einem 'Genuß-Spaziergang' und einer 'Genuß-Reise'. Leicht zu erraten: Der 'Spaziergang' bestand aus einer geringeren Anzahl der Gänge, wohingegen die "Reise" das volle Programm bot. Man konnte zwischen 5 Gängen und 9 Gängen wählen.

Nun... wir nahmen einmal dies und einmal das. So konnten wir gemeinsam alles durchkosten, was uns die Küche so bieten würde. :-) Perfekt!

Was hier gleich auffiel:
Keine Grüße aus der Küche - es gab Alpenbutter und Kräuterbutter mit knusprigem Weißbrot und Schwarzbrot... danach ging es gleich mit dem ersten Gang los. Kein Chi-Chi drumherum, sehr fein! Und... wir waren ja sowieso schon in freudiger Erwartung auf den ersten Gang! ;-)

Die 'Bertramwurzel' war eines der Lieblingskräuter von Hildegard von Bingen - so stand es jedenfalls in der Speisekarte. Ich kannte dieses Kraut bis dahin nicht. Wikipedia meint ja sogar, es gelte heute als ausgestorben... nun, wir haben es aber definitiv an diesem Abend gegessen. ;-) Leicht herb, aber kein starker Eigengeschmack... das Ochsenmarkbrot war dazu wunderbar und sehr g'schmackig.

Die Creme vom grünen Gemüse war die erste Geschmacks-Explosion an diesem Abend... wunderbar 'rund' und herrlich leicht - in Kombination mit dem Buttermilcheis eine Offenbarung. Sehr feines Duett... we loved it!

Das nun folgende 'Entenleber-Paté' war wie ein Dessert aufgebaut: In der Mitte durchschnitten und mit feiner Fruchtcreme (welche, wissen wir leider nicht mehr...) bestrichen. Dazu ein Gelee mit Waldbeeren und Mandeln... es war eine perfekte Harmonie am Gaumen. Das Paté war wunderbar gekühlt und von herrlich fester Konsistenz - so, wie wir es lieben. (Warme, weiche Gänseleber hatten wir ja schon einmal probiert - waren aber nicht happy damit: sie hatte so einen 'schweren' Beigeschmack...). Doch dieses Paté hatte damit so gar nix gemein.

Serviert wurde das Entenleber-Paté mit einem wunderbar fluffigen, lauwarmen Brioche - mhhhhhhh!

 

Tja... wieder ein Highlight!

 

Dazu gab es einen Grünen Veltliner aus der Wachau... sehr fruchtig und vollmundig - gar nicht resch. Passte perfekt dazu... einfach wunderbar! :-)

Zwischen den Gängen hatten wir Zeit für eine kurze 'Verschnaufpause' und Gelegenheit, die Atmosphäre des Lokals auf uns wirken zu lassen. Auch die eine oder andere Beobachtung von unseren Nachbartischen war durchaus amüsant: Da war ein süßes Paar links von uns, die offenbar einen Gutschein für den heutigen Abend geschenkt bekommen haben und auch - wie wir - von dem Gebotenen ziemlich überwältigt waren. (Von den beiden machten wir dann später abends noch ein Photo und schickten es ihnen per Email: Sie hatten gar keine Kamera dabei und waren scheinbar sehr froh, dass sie so zumindest ein Erinnerungsfoto hatten. *g*) Und da war natürlich die gehobene Gesellschaft von Salzburg und Umgebung... schließlich war Samstag und da gönnte sich auch die was Besonderes. :-)

Der lauwarme Spargel und die Jakobsmuschel mit dem Flusskrebs war der nächste Gang und wieder: Kein einziger Kritikpunkt von uns beiden. (Nicht dass wir danach gesucht hätten...!) Alles passte perfekt zusammen, der Löwenzahnsalat eine erfrischende Abwechslung - wir waren happy!

'Bachsaibling aus der kalten Mandling' war unter anderem Teil des nächsten Ganges. 'Kalte Mandling'? Nun - seit diesem Abend wissen wir auch über diesen Fluss bescheid. ;-)

 

Der Bachsaibling war wunderbar zart - die Kombination von Brennesselspinat und Brennessel-Essenz war faszinierend. Dazu ein bisschen Rhabarberbutter auf den Fisch gestrichen... ein Traum!

Rhabarberbutter
Rhabarberbutter

Danach die 'Gourmet-Interpretation' des 'Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat':

Gebackenes Kitz mit Bärlauch-Heurigen und das ganze auf einem Buttermilch-Spiegel... einfach nur grandios. Sich genau diese Dreier-Kombi auf der Zunge zergehen zu lassen, war schon höchster Genuß!

Keine Ahnung, was in der grünen Panade drinnen war... sie umhüllte das zarte Kitz-Fleisch aber perfekt und bot diesem edlen Fleisch die Möglichkeit der vollen Geschmacksentfaltung.

Kompliment... wir waren beigeistert!

(...und hätten am liebsten die dreifache Menge davon 'verdrückt'! *g*)

Danach: Der große Auftritt der Hauptgänge.

Hier hatte Raini das 'Salzburger Milchkalb' und ich den 'Maibock'.

Der Maibock wurde auf zweierlei Art serviert: Als Rückenfilet im Kräutermantel mit Haselnüssen und als gespickte Nuss. Dazu Kohlrabi und eine kleine gefüllte Palatschinke.

Das Milchkalb 'zerging' auf der Zunge - beide Hauptgerichte waren ein einzigartiges Geschmackserlebnis.

 

Wir waren so richtig happy. :-)

Und *baff* von dieser phantastischen Leistung der Küche (wie man bei mir unschwer erkennen kann...) *g*

Raini bekam als kleinen "Geschmacksknospen-Nutralizer" danach Wassermelone, Rhabarber, Waldmeister und österreichischen Schaumwein - ein sehr erfrischender Zwischengang.

Wir saßen am Tisch, schauten uns gegenseitig an und waren einfach nur rundum zufrieden. Während ein paar japanische Gäste mit ihren I-Pads in der Küche verschwanden, fragte ich mich still, ob es wohl möglich wäre, die Meisterin in ihrer Küche besuchen zu dürfen...

Aus diesem stillen Gedanken wurde dann eine verwortlichte Frage an meinen lieben Mann und: Er stand einfach auf, ging in die Küche, um mir ein paar Sekunden später zuzuwinken und mir zu sagen: 'Kamera nicht vergessen!'  Ach, Du meine Güte... ich war *wirklich* aufgeregt wie ein kleiner Bub. :-)

 

Tja, und dann war eben Zeit, sich mal in der Küche umzuschauen...

Wir wurden herzlichst begrüßt und entdeckten gleich einmal - in einem kleinen Versteck - 'Pauline'. Sie ist die Labradorhündin von Johanna Maier und wir erkannten sofort die Ähnlichkeit zu unserer guten alten 'Amy'.

Und - siehe da: Sie stammt doch wirklich von der gleichen Züchterin, unserer lieben Freundin Eva! Ey, war das cool... :-) Und es sorgte natürlich gleich für ausreichend Gesprächsstoff mit der Besitzerin. :-)

Danach wieder zurück an den Tisch, wo wenig später Johanna Maier hinkam, um uns ein nettes 'Goodiebag' mit Filzmooser Honig zu bringen. Nur der Vollständigkeit halber: Das bekam jeder Tisch, wir waren da insoferne nicht privilegiert... :-)

Zum Abschluß - leider, leider... - kam dann ein wunderbares Waldbeereneis mit Basilikum, Limette und Waldmeister. Sehr feine Kombination und gerade genug, um fein 'naschen' zu können...

Raini hatte eine 'Japonaise von der Heumilch, Zartbitterschokolade mit Earl Grey, Haselnüsse und Nougat(eis)' - zum Reinsetzen. :-)

Danach ein Espresso und eine Zigarre an der Bar, wo wir wieder mit der wunderbaren Johanna ins Gespräch kamen. Wir lernten sie als *wirklich* menschlichen Charakter kennen... liebenswert und unglaublich bescheiden.

Schön, dass sich diese Gelegenheit zur Plauderei ergab - wir werden uns wohl sehr, sehr lange dran erinnern... ;-)

 

Danach war noch Zeit für ein paar Fotos vom Lokal und von uns *g* - und von dem schon eingangs erwähnten, sympathischen Pärchen am Nachbartisch.

Was kann ich - abschließend - sagen, ohne mich in gröbster Lobhudelei zu verfangen und mich zu wiederholen? (Hui, das wird schwer! *g*)

 

Nun - dieser Abend war mit Abstand der kulinarische Höhepunkt unseres Lebens - und das bei allen Restaurants, die wir bisher besucht haben (und das soll jetzt nicht überheblich rüberkommen...).

 

Es hat einfach *alles* gepaßt und daher vergibt die Warme Küche die Ausnahmebewertung von '5 Goldenen Hauben' für Johanna Maier, ihre Söhne, ihren Mann im Service und das ganze Team. Chapeau, Chapeau, Chapeau...!

 


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Kommentare: 4
  • #1

    Vanessa (Montag, 27 Juli 2015 08:42)

    Ich habe das Restaurant leider noch nie besucht (wird Zeit!!) aber liebe mein Kochbuch. Eines meiner drei Standardwerke, wenn es um österreichische Küche geht.

  • #2

    Wolfi (Montag, 27 Juli 2015 08:55)

    Jaaaaaa! Unbedingt probieren, wenn geht übernachten dort in Filzmoos. Die Weinbegleitung ist wunderbar. :-)

  • #3

    Lena (Freitag, 28 Oktober 2016 19:51)

    Ohh, gerade wiederentdeckt. Was ein schöner und vor allem genussvoller Abend das war, vielen Dank für diese tollen Bilder und den Flashback dorthin.

    Liebe Grüße aus Frankfurt und von dem Pärchen am Nachbarstisch,

    Max und Lena

  • #4

    Wolfi (Freitag, 28 Oktober 2016 20:59)

    Das freut mich sehr sehr!